In der Einführungsphase (Klasse 10) steht in diesem Frühjahr das Thema Naturlyrik an. Klingt zunächst vielleicht eher langweilig, kommt aber im Gewand des »Poetry Slam« ganz schön modern und aktuell daher. Doch lesen Sie selbst, was einige SchülerInnen zum Thema verfasst haben…

Zwei Texte im pdf: faenza pdf   faenza pdf

 

Jolina

Natur ist…

Natur ist Erholung

Das Erlebnis ruhiger Spaziergänge, ausnahmsweise mal nicht in der Wohnung

Natur ist Wildnis

Verschiedene Tiere zu entdecken, mit dem Ziel eines tollen Erlebnisses

Natur ist auch Auszeit

Schritte, die einen Weg abgehen, mit kleiner Geschwindigkeit

Natur ist Glück

Mit besonderen Menschen und Liebe in jedem kleinen Stück

Natur ist besonders

das Abenteuer findest du nirgendwo anders.

 

 

Nina

Wenn es die Nacht nicht gäbe, sag, wäre der Tag für dich was wert?

Wenn kein Regen uns den Wunsch nach der hellen Sonne beschert…

Und gäbe es keine Angst, sag, was zählen schon die Furchtlosen und die Stille, wenn keine Gewitter mehr durch die Luft tosen?

Wenn es kein Leid mehr gibt, sag, wie siehst du dann die Freude? Und wenn’s das Morgen nicht gibt, wie schätzt man dann das Heute?

Und ohne Tod und ohne Zweifel gäbe es keine Tage voller Schönheit…

Keine Tage voller Glück und all das, was das Gute als eins eint.

Versteht ihr, es geht nicht ohne diese Dinge, die uns am Leben zweifeln lassen, so schwer das ist, das zu verstehen, zu akzeptieren und nicht zu hassen.

Und auch, wenn es vieles auf den ersten Blick erschwert, so geben gerade diese Dinge den Sachen einen Wert.

 

 

Neele

Wir Menschen besitzen viele Emotionen. Wir können lachen und sind glücklich, aber auch weinen und Trauer empfinden. Emotionen können sich aber auch schnell mal ändern. Besonders bei Jugendlichen oder bei Frauen, wenn mal wieder die bestimmte Woche im Monat ist. Und wenn die Hormone wieder reinkicken und sich die Emotionen so schnell ändern, wie ein Chamäleon seine Farbe, muss man sich wieder anhören: »Hast du wieder deine Tage?« Und dann wird man noch aggressiver, als man eigentlich schon ist. Aber nicht nur wir, sondern auch die Natur kann sich schnell ändern. Dann ist es Sonnenschein und man freut sich und geht hinaus in die Natur und nach zwei Minuten zieht sich alles zu und es fängt an zu regnen und man ist klitschnass. Oder auch wenn es Übergangszeit ist. Morgens geht man in Winterjacke aus dem Haus, weil es arschkalt ist und am Nachmittag schwitzt man, als würde man sich in einer verdammten Sauna befinden, da das Wetter sich innerhalb von ein paar Stunden um 20 Grad geändert hat. Wie es so schön heißt: »Der April macht was er will.« – nur, dass dieser Spruch fast das ganze Jahr über passt.

 

 

Philipp

Natur ist…

Natur ist, wenn du dich erholen möchtest und du einfach mal einen Spaziergang machst, um dich richtig entfalten zu können. Von der Natur kann auch Gebrauch gemacht werden – mit einem Garten zum Beispiel, in dem du anbauen kannst, was du möchtest. Du kannst die Natur pflegen und dich um sie kümmern, du kannst sie aber auch zerstören – was unseren Untergang bedeuten würde. Die Natur birgt Gefahren aus der Wildnis, aber auch Mythen, die fremd für uns sind. Natur ist Entdecken, aber auch gleichzeitig Bedrohung. Wir können uns in ihr zurückziehen, uns aber auch in ihr verirren. Natur ist Faszination.

 

Eine Schülerin

Natur ist so erfrischend

Leichter Wind, der deine Haut streichelt

und die Reste des vorherigen Regenschauers, der dich im Auge trifft.

Man vergisst die Zeit, wenn man sich im Herzen des Waldes befindet,

so faszinierend und so wundervoll… ach, ich könnte immer hier bleiben.

Verdammt, gäbe es nicht diese kleinen Krabbeltiere, nein, auch diese großen.

Die geben mir Gänsehaut und machen mich verrückt!

Seien es Spinnen, Käfer, Mücken und Fliegen, einmal ohne sie,

könnte ich meine Zeit viel mehr genießen.

Weg von der Schule, Familie oder sogar Freunden, aber zu zweit oder zu dritt kann man auch nichts falsch machen.

Natur ist der Ursprung der Elemente. Erde, Luft, Feuer und Wasser.

Wasser, welches so schön glitzert, wenn die Sonne drauf strahlt.

Wasser, welches sich so kühl anfühlt, dass du dich erstmal erschreckst,

weil es so kalt ist. Natur ist auch super lecker. Früchte, die mich verzaubert haben,

immer mehr und immer mehr will ich von ihnen haben. Mmmh!

Erdbeeren, meine Lieblingsbeeren. Nichts könnte sie toppen!

Ich liebe das Essen, das uns die Natur gibt.

 

 

natur2Victoria

RÜCKZUGSORT

Mein Rückzugsort, das sage ich dir,

ist gar nicht so weit weg von hier.

Schaue hinaus auf die Straße

und schon erkennst du die kleine Gasse.

 

Ich brauche keine Reime, um meinen Rückzugsort zu beschreiben, denn dies würde nur meine Wortwahl begrenzen und ich wäre nicht mehr dazu in der Lage, die pure Schönheit dieses kleinen Moments zu beschreiben.

 

Mein Rückzugsort ist nicht mein Bett bei mir zuhause, wo mich meine umarmenden Kissen immer Tag für Tag freundlich begrüßen.

 

Mein Rückzugsort ist nicht die kleine Stadtbibliothek, wo mich der Duft von tausenden von Büchern regelmäßig empfängt.

 

Die gemütliche Küche von meiner Oma, wo sie, nachdem sie einen fetten Käsekuchen vorbereitet hat, sich kurz hinsetzt und ein paar Kreuzworträtsel aus irgendeiner Zeitung löst… riechst du auch den Kuchen beim Backen?

 

Die kleine Küche… ist ebenfalls nicht mein Rückzugsort.

 

Mein Rückzugsort, so sehr er auch kitschig und klischeehaft klingen mag, ist zugleich auch kein richtiger Ort.

 

Es ist der Moment, wenn sich das Leben nicht mehr echt anfühlt, es ist der Moment, wenn die Zeit einfach stehen bleibt, es ist der Moment, wenn nicht deine siebenundachtzigjährige Oma im Mittelpunkt des Geschehens steht, sondern du.

 

Nur du… und die Wunder der Natur um dich herum.

 

Du steigst nach einer langen Fahrt mit deinen Eltern aus dem Auto, deine Beine taub von dem zu langen Sitzen. Du bleibst kurz stehen, um die kühle Nachtluft zu schnappen, gefangen in deinen immer weiterschreienden Gedanken.

 

»Ob das Essen bei Oma noch frisch war? Habe ich den Schluss der Klausur lesbar hingeschrieben? Hat die Kassiererin in Edeka überhaupt meinen dummen Witz verstanden? Habe ich– «

 

Und dann hört es plötzlich auf. Es ist, als hätte jemand den Stecker gezogen und dich von deinem stressigen Alltag befreit. Obwohl du gerade noch in deinen Sorgen am Ertrinken warst, hat die minimale Bewegung deines Kopfes nach oben, dich ein Wunder erblicken lassen.

 

Wenn Gott tatsächlich als der Künstler dieser Welt gilt, dann um Gottes Willen hat er ein Meisterwerk erschaffen.

Hoch, sehr hoch über dir winken dir Millionen, nein… Milliarden von Sternen auf dem rabenschwarzen Himmel zu. Obwohl es nur ein paar »Punkte« mitten im Garnichts sind, schaffen sie es irgendwie, dich einfach sprachlos zu lassen.

 

Der Moment, in dem du, etwas zu leicht gekleidet, spät nachts vor deinem Haus stehst, die Symphonie der aneinanderreibenden Blätter der Eiche in deinem Garten dich in die ruhige Stimmung versetzt, die nervigen Mücken an deinem Blut saugen, jedoch die Nachtbrise deine rosa Wangen sanft streicht, während du in dem kleinen, allerdings wertvollen, Moment gefangen bist…

 

Warum fühlst du dich dort hingezogen? Ist es das Mysteriöse und die Tatsache, dass man so wenig über das Wunder über dir und um dich herum weiß?

 

Ist es die pure Schönheit, die das schwarze Meer gefüllt mit Millionen von blinkenden Schiffen ausstrahlt?

 

Was ist es nun, dass dir und mir diesen inneren Komfort verleiht?

 

Mein Rückzugsort, das sage ich dir,

ist gar nicht so weit weg von hier.

Warte nur auf den Moment

und schon erblickst du das Geschenk.